Sprunglinks

zurück

Kommunikation mit der Migrationsbevölkerung – eine Herausforderung

Ausgabe Nr. 119
Jan. 2018
Chancengleichheit

Kampagnen. Eine Aufgabe des Bundesamts für Gesundheit (BAG) im Bereich der gesundheitlichen Chancengleichheit ist es, benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit Gesundheitsinformationen besser zu erreichen und damit ihre Gesundheitskompetenz zu erhöhen. Herkömmliche Massnahmen erreichen aber oftmals gerade diejenigen Menschen nicht, die sie am nötigsten haben. Migesmedia ist eine Plattform für Medien in den Sprachen der Migrationsbevölkerung, die vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) im Auftrag des BAG aufgebaut wurde. Auch das BAG nutzt Migesmedia für seine Kampagnen, wie hier anhand des Beispiels der SmokeFree-Kampagne gezeigt wird.

Social-Media-Anzeige in Albanisch

Für die Migrationsbevölkerung bestehen oftmals Zugangsbarrieren zu wichtigen Informationen über Gesundheitsfragen. Bildungsferne und einkommensschwache Migranten und Migrantinnen haben in der Regel eine schlechtere Gesundheit als die einheimische Bevölkerung.

Viele sprechen die Landessprachen kaum und sind via übliche Kommunikationskanäle wie Radio, TV, Zeitungen, Online-Newsseiten etc. in unseren Landessprachen nicht erreichbar. Sie informieren sich bevorzugt durch Medien in ihrer Muttersprache. Doch es gibt auch Zugangsbarrieren im umgekehrten Fall. Dass nämlich Fachleuten und Anbietern von Gesundheitsinformationen das Problembewusstsein und die Kompetenz für die Kommunikation mit diesen vulnerablen Gruppen fehlen. Die Medienplattform Migesmedia – ein Teilprojekt von Migesplus – kann Fachleute bei ihrer Kommunikationsarbeit für die Migrationsbevölkerung unterstützen.

Migesplus für eine migrationsgerechte Kommunikation

Migesplus ist ein vom Schweizerischen Roten Kreuz im Auftrag des BAG entwickeltes und koordiniertes Projekt. Es wird von einer breit abgestützten Gruppe von Expertinnen und Experten fachlich und strategisch begleitet. Mit den Angeboten von Migesplus wird eine Lücke in der Kommunikation mit der Migrationsbevölkerung geschlossen. Unter dem Dach der Website migesplus.ch ist einerseits der Bezug von mehrsprachigen Broschüren, Flyern, Ratgebern, Filmen und Videos verschiedener Herausgeber möglich, andererseits der Bezug von Dienstleistungen, u.a. Dienstleistungen für Medienschaffende und Gesundheitsorganisationen. Dieses spezifi sche Dienstleistungsangebot, das die Vermittlung von Gesundheitsinformationen an die Migrationsbevölkerung erleichtert, ist auf der Plattform migesmedia. ch zu finden. Sie vereint rund 45 etablierte und regelmässig erscheinende Medien in den Sprachen der in der Schweiz lebenden Migranten und Migrantinnen.

migesmedia.ch – Plattform für Medien der Migrationsbevölkerung

Die Webplattform migesmedia.ch bietet sich als Vermittlerin für spezifi sche Mediendienstleistungen an. Auf der Plattform sind Facts und Figures zu fi nden, unter anderem auch ein aktuelles Verzeichnis mit den Kontaktdaten der fremdsprachigen Medien in der Schweiz (z.B. zu Radio- und TV-Sendern, Zeitschriften oder News-Websites). Die Redaktionen dieser Medien verstehen und sprechen in der Regel mindestens eine Landessprache. Bei Medieninformationen können ihre Adressen also ganz einfach in den normalen Versand integriert werden.

Grundsätzlich besteht bei allen Kommunikationsaktivitäten die Tendenz, besser Gebildete einfacher und schneller zu erreichen als vulnerable Gruppen.

Beabsichtigt eine Organisation eine Informationskampagne für die Migrationsbevölkerung, kann sie über eine Suchfunktion die Medien in den Sprachen ihrer Zielgruppen herausfiltern und sich für eine Zusammenarbeit direkt an diese wenden. Auch das SRK bietet sich für Vermittlungsangebote an. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen bei der Suche nach den geeigneten Kanälen für die beabsichtigte Kampagne und vermitteln die Kontakte. Das SRK übernimmt damit die Aufgabe einer Mediaagentur für Medien der Migrationsbevölkerung. Die Formen der Zusammenarbeit sind ganz unterschiedlich und gehen von der Integration von bestehenden Kampagnen, der Erstellung von Publireportagen bis hin zu den Übersetzungen für die Zielmedien.

Die Zusammenarbeit SmokeFree und migesmedia.ch

Die Sektion Kampagnen des BAG hat verschiedentlich mit dem SRK/Migesmedia zusammengearbeitet und ist sich die Zusammenarbeit mit Mediaagenturen gewohnt. Auch bei Kampagnen für die einheimische Bevölkerung wird mit solchen Vermittlern zusammengearbeitet. So werden für das Erarbeiten einer geeigneten Mediastrategie, zur Platzierung der Werbung und zu Preisverhandlungen spezialisierte Dienstleister mit dem entsprechenden Expertenwissen beigezogen.

Nach dem SmokeFree-Filmwettbewerb, der im Frühjahr 2017 in verschiedenen Medien der Migrationsbevölkerung (1) Beachtung fand, wurde im Rahmen der Herbstwelle 2017 ein Pilotprojekt mit Migesmedia lanciert. Mit einer finanziellen Investition wurden Werbebanner, Anzeigen sowie ein Radiospot in Medien der Migrationsbevölkerung platziert, die von Zielgruppen mit erhöhter Raucherquote genutzt werden. Viele der Medien waren wie schon beim Filmwettbewerb auch hier bereit, im redaktionellen Teil über das Thema «Rauchstopp» zu berichten. Die Zusammenarbeit zwischen SRK und der Sektion Kampagnen wurde von den Zuständigen als wertvoll und enorm hilfreich bezeichnet. Das SRK kenne die Medienkanäle der Migrationsbevölkerung und habe die entsprechenden Kontakte.

Evaluation der SmokeFree-Kampagne durch das SRK

Das SRK hat sich im Rahmen dieses Pilotprojekts bereit erklärt, eine Evaluation der SmokeFree-Werbekampagne via Migesmedia durchzuführen. Gemessen wurde etwa, ob die Nutzung der Rauchstopplinie dank den Kommunikationsmassnahmen in den Medien der Migrationsbevölkerung zugenommen hat. (2)

Chancengleicher Zugang zu Informationen

Bei der gezielten Fokussierung auf die Migrationsbevölkerung stellt sich die Frage, ob damit nicht stigmatisierend mit dem Finger auf diese gezeigt wird. Dies ist in Bezug auf die SmokeFree- Kampagne vermutlich nicht der Fall, weil diese sich primär an die breite Bevölkerung richtet. Grundsätzlich besteht bei allen Kommunikationsaktivitäten die Tendenz, besser Gebildete einfacher und schneller zu erreichen als vulnerable Gruppen. Oft können zumindest Opinion Leader oder Schlüsselpersonen angesprochen werden, die als wertvolle Mittler das Wissen an ihre Landsleute weitergeben können.

Bei allen Kommunikationsmassnahmen des BAG für die breite Bevölkerung bleibt der chancengleiche Zugang zu den Informationen ein wichtiges Anliegen.

(1) Die Filme der Shortlist wurden von Medien in turkischer und albanischer Sprache untertitelt, so etwa von Merhaba (e-merhaba.com), albinfo.ch, Haberpodium.com, prointegra.ch.)
(2) Die Resultate waren bei Erscheinen von «spectra» noch nicht verfugbar. Die Abteilung Kampagnen gibt Ihnen gerne nähere Auskunft: .

Links

Kontakt

Adrian Kammer, Leiter Sektion Kampagnen, adrian.kammer@bag.admin.ch

Nach oben